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1815 Gréiwemaacher-Wellen: Eng Trennung mat Folgen“

Ein Szenenspiel, aufgeführt beim „Nopeschfest“ am 30. Mai 2015 in Grevenmacher

„1815 Gréiwemaacher-Wellen: Eng Trennung mat Folgen“, so lautet der Titel des kurzen historischen Szenenspiels, das zum Auftakt des ersten gemeinsamen „Nopeschfest“ am 30. Mai 2015 um 11.45 Uhr in Grevenmacher von Mitgliedern der lokalen Integrationskommission zusammen mit Freunden aus Grevenmacher und Wellen, begleitet von der HMG und der Fanfare Concordia aus Wellen, auf dem Kiosk in der Nähe der Dekanatskirche aufgeführt wird.

Bei dieser Aufführung wird die jahrhundertelange gemeinsame Vergangenheit von Grevenmacher und Wellen (1153-1815) thematisiert. Kaiser Napoleon I. bestätigt von der Grevenmacher Bühne aus die Zugehörigkeit des damaligen Kantons Grevenmacher zum „Département des Forêts“ (1795-1815). Gemeindeschreiber aus der Zeit Napoleons listen die heute luxemburgischen und deutschen Ortschaften auf, welche zu dieser Zeit im Kanton Grevenmacher und im besagten Departement lagen, und kein Geringerer als Fürst Klemens von Metternich tritt auf der gleichen Bühne auf, um die Beschlüsse des Wiener Kongresses und damit die auch Trennung zwischen Grevenmacher und Wellen zu verkünden. Die acht kurzen Szenen werden mit passenden musikalischen Einlagen, gespielt von HMG und Concordia Wellen, eingeleitet, bzw. umrahmt.

Anschließend ein kurzer Überblick über die Zeit vor dem Wiener Kongress und die Folgen dieses Kongresses für Luxemburg, dies um das Geschehen auf der Bühne bereits im Vorfeld zu beleuchten.

 

Das Wälderdepartement („Département des Forêts“)

Am 5. Juni 1795 fiel die Festung Luxemburg in die Hände der französischen Republikaner. Damit hatte die Herrschaft der österreichischen Habsburger, die von 1714 bis 1795 gedauert hatte, „hierzulande“ ein Ende.

Das Herzogtum Luxemburg, das Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war, kam unter französische Herrschaft. Das Land, das viel größer war, als heute, wurde in die vier „Arrondissements“ Bitburg, Diekirch, Luxemburg und Neufchâteau eingeteilt. Jedem dieser Bezirke wurde eine gewisse Anzahl an Kantonen zuteil, und jeder Kanton umfasste eine Anzahl an „Mairies“ (Gemeinden).

Das „Département des Forêts“ entstand während der ersten französischen Republik am 1. Oktober 1795 (le 9 vendémiaire de l’an IV) und bestand weiter im ersten französischen Kaiserreich unter Napoleon I (1804-1814/15). Es umfasste Teile von Belgien, Luxemburg und Deutschland. Die Hauptstadt des Departements, das seinen Namen von den Wäldern der Ardennen erhalten hatte, war Luxemburg. Das Departement 98 war in vier Arrondissements, 27 Kantone und 383 Gemeinden unterteilt.

 

Der Kanton Grevenmacher im «Département des Forêts» (98)

Der Kanton Grevenmacher mit seinen 17 Gemeinden diesseits und jenseits von Mosel und Sauer, (die damals beide noch keine Grenzflüsse waren), gehörte zum Bezirk Luxemburg. Im Kanton mit Grevenmacher als Hauptort waren 17 Gemeinden, von Berburg über Langsur, Moersdorf und Temmels (mit Wellen) bis Wincheringen, um nur diese aufzulisten. Der Kanton Grevenmacher verblieb im Wälderdepartement von 1795 bis 1815.

Der Kanton Grevenmacher im „Département des Forêts“. (Zeichnung: J. Hurt, Gemeindearchiv Grevenmacher)

Zwischen Grevenmacher und Wellen bestand zu dem Zeitpunkt keine feste Brückenverbindung. Auf der „Situations Carte von der teutschen und französischen Position an der Mosel und Saar in der Gegend von Trier und Saarburg im Jahr 1793 und 1794“ hat ein „Officier von der teutschen Armee“ jedoch eine Verbindung eingezeichnet. Es dürfte sich dabei um eine provisorische Brücke gehandelt haben, die lediglich zu Militärzwecken gebraucht wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die territoriale Neuordnung Europas nach dem Wiener Kongress

Detail aus der „Situations Carte“ von 1793/1794 (Digitale Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt)

Der Wiener Kongress fand vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 in Wien statt. Leiter war der österreichische Staatskanzler Fürst (Klemens Wenzel Lothar von) Metternich (geboren am 15. Mai 1773 in Koblenz, gestorben am 11. Juni 1859 in Wien). Die europäischen Staaten waren durch namhafte Persönlichkeiten vertreten. Auch der russische Zar Alexander I. übte einen starken Einfluss aus.

Es ging um die neue Festlegung der Staatsgrenzen, also um die territoriale Neuordnung Europas und die Sicherstellung des Friedens nach den Napoleonischen Kriegen (1792-1815) und Napoleons Sturz. Anfangs kamen keine Ergebnisse zustande, sodass Napoleon für 100 Tage Herrschaft zurückkehrte.

Beim Kongress verlor Frankreich dann alle von Napoleon eroberten Gebiete. Wichtigstes Ergebnis war jedoch die Herstellung des Gleichgewichtes der europäischen Mächte, was zu einer fast 40 Jahre andauernden Friedenszeit in Europa führte.

Aufgrund der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress wurde das „Département des Forêts“ 1815 auf das Vereinigte Königreich der Niederlande und das Königreich Preußen aufgeteilt. 

Luxemburg selbst, nun Großherzogtum, wurde zu einem unabhängigen Staat erklärt, musste aber Gebiete östlich von Mosel, Sauer und Our an Preußen abtreten, und blieb unter den Königen des Hauses Nassau-Oranien in Personalunion mit den Niederlanden verbunden. Erster König-Großherzog war Wilhelm I. (1815-1840).

Zusammenstellung: Monique Hermes

 

Quellen:

  • Geschichte Luxemburgs, Joseph Meyers, ab 1939.
  • Einer Moselstadt geschichtliches Werden und Wachsen, unveröffentlichte Kartularchronik, von Jos. Hurt, Gemeindearchiv Grevenmacher.
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